25.08.2021

Fensterreinigen - aber sicher!

Der Anschlagpunkt und was sonst noch dazu gehört...

Wer die Aussenseite von Scheiben reinigt, lehnt sich dabei gezwungenermassen aus dem Fenster. Einmal zu weit – schon passiert es: verliert man in dieser Situation den Halt, hat man nur mit den richtigen Sicherungsmassahmen eine Chance, den Aufprall auf den Boden zu verhindern. Eine vorgängige Planung der Arbeiten ist unumgänglich; was Sie sonst noch rund um das Thema Absturzsicherung beachten sollten, lesen Sie gleich.

Erfahrene Reinigungskräfte wissen: An vielen Einsatzorten ist die Arbeit nur mit Persönlicher Schutzausrüstung gegen Absturz (PSAgA) und dem passenden Anschlagpunkt sicher aus­zuführen. Zuverlässigen Schutz bietet die PSAgA aber nur, wenn sie auf den Nutzer ebenso zugeschnitten ist wie auf den Einsatzbereich. Doch schauen wir uns zuerst den fix installierten Anschlagpunkt an, welcher idealerweise oberhalb des Benutzers positioniert ist.

Die Absturzsicherung am geöffneten Fenster ist denkbar einfach wenn über dem Fenster der Anschlagpunkt ABS-Lock I+II verbaut ist. Das System basiert auf zwei einzelnen Bestandteilen. Der ABS-Lock I ist ein abnehmbarer Anschlagpunkt, der per Knopfdruck in die Hülse ABS-Lock II eingesetzt und ebenso unkompliziert wieder entfernt wird. Sobald die Sperrkugeln des Anschlagpunkts arretieren hält er problemlos den geforderten Belastungen stand. Der ABS-Lock II ist ein echtes Multitalent. Die Hülse ist in variablen Längen erhältlich und wird entweder in Beton eingeklebt oder in Holz geschraubt. Mit verschiedenen Winkelelementen montieren Sie den ABS-Lock II-B problemlos in abgehängten Decken. Der bündige Abschluss der Hülse mit der Decke sorgt für eine ungestörte Ästhetik in Ihren Räumen. Der ABS-Lock II-B wird mit einem Stopfen zum Schutz beim Verputzen und einer Abdeckung aus Kunststoff ausgeliefert. Für eine besonders hochwertige Optik ist eine Abdeckung aus Edelstahl erhältlich: das ABS-Lock II Steel Cover.

Im Bereich von Fenstern ist dieses System die optimale Lösung. Weil die Anschlagöse abgenommen werden kann wird das Öffnen der Fenster nicht beeinträchtigt und der Anschlagpunkt ist nie im Weg. Ebenfalls können mit einem Anschlagpunkt verschiedene Aufnahmehülsen genutzt werden. Das System ist nach EN 795:2012 A+B geprüft und zertifiziert.

Sobald der Anschlagpunkt fachgerecht verbaut und die Montagedokumentation erstellt wurde, steht einer Nutzung durch geschulte Anwender nichts mehr im Wege. Doch halt: welche Produkte soll ich denn verwenden? Die PSAgA umfasst verschiedene Komponente:

  • Auffanggurt nach EN 361
    Der Auffanggurt ist die „persönlichste“ Komponente. Ein Produkt „ab Stange“ ist nicht immer die beste Lösung. Der Auffanggurt wird nach Einsatzbereich sowie den körperlichen Anforderungen seines Trägers ausgewählt: nach Gewicht, Grösse und Statur. Die Einstellmöglichkeiten und die Passform entscheiden im Ernstfall darüber, wohin die auftretenden Sturzkräfte auf den menschlichen Körper übertragen werden.

  • Verbindungsmittel / Falldämpfer / mitlaufende Auffanggeräte / Höhensicherungsgeräte (EN 354, EN 355, EN 353-2, EN 360)
    Beim sogenannten Verbindungsmittel handelt es sich einfach erklärt um das Seil, mit dem der Anwender die Verbindung zwischen Auffanggurt und Anschlagpunkt herstellt. Typische Verbindungsmittel basieren auf einem robusten Kernmantelseil mit einem Bandfalldämpfer. Der Bandfalldämpfer reduziert die auftretenden Kräfte im Sturzfall. Werden mehr als 2m Seillänge benötigt, so kommt ein Kernmantelseil mit mitlaufendem Auffanggerät mit Falldämpfer zum Einsatz. Das mitlaufende Auffanggerät kann durch den Benutzer auf die benötigte Länge eingestellt werden, so dass sich dieser im sogenannten Rückhaltesystem bewegen kann.
    Komfortabel in der Anwendung sind Höhensicherungsgeräte, die vom Prinzip her ähnlich wie ein Autosicherheitsgurt funktionieren. Sie halten das Seil auf der benötigten Länge und das dämpfende Element ist eingearbeitet. Speziell zu erwähnen sind hier die Höhensicherungsgeräte für den Einsatz in der Hubarbeitsbühne. Der Anschlagpunkt im Arbeitskorb ist oftmals nur für Rückhaltesysteme (nach EN 280, Festigkeit = 3 kN), ausgelegt. Ist dies der Fall, so sind unbedingt Höhensicherungsgeräte einzusetzen, die dieser Anforderung gerecht werden. Auf jeden Fall sind die Angaben des Hubarbeitsbühnen-Herstellers zu befolgen.

  • Helm EN 397
    Zu einer vollständigen Ausrüstung gehört auch ein zuverlässiger Kopfschutz. Da bei einem Absturzunfall die Gefahr des Anschlagens mit dem Kopf an Teilen der Umgebung besteht, eignen sich nur Modelle mit Kinnriemen, die bei einem Sturz nicht vom Kopf fallen.

  • Rettungsgeräte EN 1496
    Sollte es trotz aller Vorsichtsmassnahmen zu einem Absturz kommen, so ist eine zeitnahe Rettung das A und O. Es lohnt sich vorgängig über mögliche Rettungsmassnahmen nachzudenken, denn im Ernstfall muss die Rettung einer verunfallten Person muss gewährleistet sein (BauAV, Artikel 7). Auf dem Markt sind verschiedene Rettungsgeräte verfügbar ; sie alle haben eine Gemeinsamkeit: nur wer regelmässig damit übt,  weiss auch im Ernstfall richtig damit umzugehen.

Diese Aufzählung ist nicht abschliessend. Die verschiedenen Komponenten der Sicherungskette sollten sorgfältig ausgewählt und auf die Erfordernisse abgestimmt sein. Zudem müssen die Produkte die aktuellen SN-/EN-Normen erfüllen.

Jährliche Sachkundeprüfung
Gut gepflegt hält besser! Wer die passende PSAgA gefunden hat, der möchte diese möglichst lange im Einsatz behalten. Bei der jährlichen Sachkundeprüfung wird der IST-Zustand mit dem SOLL-Zustand verglichen und protokolliert. Diese Überprüfung ist in den einschlägigen Richtlinien vorgeschrieben und wird in der Bedienungsanleitung der Produkte verlangt.

Ausbildung Grundkurs PSAgA
Der korrekte Einsatz der PSAgA kann an einem praxisorientierten Anwendertraining erlernt werden. Solche Trainings erhöhen die Leistungsbereitschaft der Mitarbeiter und fördern die Sicherheit im Umgang mit der PSAgA. Die eintägige Ausbildung wird idealerweise auf die Bedürfnisse des Kunden zugeschnitten. Ziel ist es, die richtige Anwendung der Schutzausrüstung zu erlernen und auftretende Gefährdungssituationen abzuschätzen; denn eine Falschanwendung kann fatale Folgen haben!

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